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22 Januar 2012

Warum die Piratenpartei "leider" nicht Überflüssig wird ...

Marina Weißband hat im Spiegel darüber nachgedacht, ob die Piratenpartei überflüssig werden könnte. In der Tat ist es so, das viele Piraten "Was besseres zu tun haben als Politik zu machen" und betrachten ihre politisches Aktivität mehr als so eine Art verallgemeinerte Notwehr auf für Sie offensichtlich Unsinnige Entscheidungen. Das ist auch bei mir so.

In der Tat ist es in der Vergangenheit auch immer so gewesen, das die Parteien auf das Aufkommen neuer Themen und Parteien reagiert. So hat auch die CDU ein Umweltprogramm, seit es die Grünen gibt. Auch institutionell hat sich da was getan, das es zum Beispiel Umweltminister gibt. Früher wurde das ganze Thema unter ferner liefen im Innen Ressort verortet.

Das Problem ist, die anderen Parteien haben schlicht und einfach nicht das Personal um die Probleme die zur Gründung einer neuen Partei geführt haben kompetent zu Covern. Wissenschaftler, so denkt man im Allgemeinen, sind besonders rationale Menschen. Von daher sollten sie, so die Annahme, besonders gut in der Lage sein, ihren Standpunkt zu überdenken.

Das ist aber Weit gefehlt. In den Wissenschaften gibt es zwar das Umdenken, aber der Wissenschaftstheoretiker Thomas S Kuhn hat festgestellt, das selbst in den Wissenschaften ein Paradigmenwechsel in der Breite erst durch Aussterben der Protagonisten der alten Theorie von statten geht.

Das bedeutet also, die alten Parteien brauchen neues Personal. Daraus ergeben sich zwei Probleme für die Altparteien: Zum einen werden sie ihr Altpersonal nicht los. Das ist auch richtig und wichtig so, weil ja auch Menschen die nichts mit IT zu tun haben eine politische Vertretung haben wollen und haben müssen. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, das die "Nerds" in der Piratenpartei eine Politische Heimat gefunden haben, so das die anderen Parteien kaum mehr Gelegenheit haben, an Personal zu kommen. Ich zum Beispiel war in den 199x in der CDU, bin aber genervt wieder ausgetreten. Ein Wahlschützer wird sich, wenn er Poltisch aktiv wird, bei den Grünen aktiv werden.

Aussterben bedeutet, das die Piratenpartei mindestens nicht 70 Jahre gebraucht wird. In diesen 70 Jahren werden so extreme technologische Umwälzungen auf uns zu kommen, das eine Partei die sich mit technisch versierten Personal Gedanken um die politische Einbindung technologischer Möglichkeiten macht, mit Sicherheit weiterhin gebraucht wird.

Außerdem ist es so, das mit der Piratenpartei die Politische Landschaft komplettiert wird. Im letzten Jahrhundert hat sich Politik eindimensional zwischen mehr Umverteilung (Links) und weniger Umverteilung (Rechts). In diesem Jahrhundert kommt eine zweite Dimension hinzu mit weniger Technik zu Gunsten der Natur (Grüne) und mehr Technik sinnvoll verwandt (Piraten). Ausgehend von dieser Überlegung halte ich folgende Parteien für Wahrscheinlich in der Zukunft: Piraten (Technologische Entwicklung) Grüne (Technischer Stillstand - leben wie die Arnisch) Linke (Mehr Umverteilung) CDU/CSU (Weniger Umverteilung). Eventuell bleibt die SPD noch als Partei des Stillstandes als neutrales Element, das wird die Zukunft zeigen.

Keinen Platz in der Parteienlandschaft wird es für die FDP geben. Zum einen werden die Piraten die Liberalität als Thema fort führen, weil nur in einer liberalen und freiheitlichen Umgebung sich neue technologische Optionen entwickeln können. Man denke an die Brennwerttechnologie, die viele Jahrzehnte durch die Regulierungen für Feuerstellen blockiert wurde. Zum anderen ist es so, das die FDP wohl die Partei ist, die sich am meisten Vorwerfen lassen muss, Politik auf Kosten zukünftiger Generationen zu machen. Diese Grafik zum Thema Staatsschulden zeigt mehr als tausend Worte die Auswirkung der Partei der Steuersenkungen:


Quelle: http://www.flegel-g.de/Staatsverschuldung.jpg

1 Kommentar:

Simon hat gesagt…

"Aussterben bedeutet, das die Piratenpartei mindestens nicht 70 Jahre gebraucht wird. In diesen 70 Jahren werden so extreme technologische Umwälzungen auf uns zu kommen, das eine Partei die sich mit technisch versierten Personal Gedanken um die politische Einbindung technologischer Möglichkeiten macht, mit Sicherheit weiterhin gebraucht wird."

Ich widerspreche an dieser Stelle. Der gegenwärtige Erfolg der Piraten ist meiner Meinung nach vor allem darauf zurückzuführen, dass sie neu und "hip" erscheinen. Um die nächsten 70 Jahre zu überstehen (oder auch nur die nächsten 20) fehlt ihnen eine gesamtgesellschaftliche Perspektive. Selbst Klientelparteien wie die FDP oder die Grünen haben, zumindest in der Theorie, Konzepte zur Lösung von Fragen, die über ihre eigentlichen, selbst zugeschriebenen Kernkompetenzen hinausgehen. Die Piraten haben dieses nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Piraten mit den wirklich relevanten, politischen Fragen der Gegenwart konfrontiert werden und dann werden auch ihre Stammwähler merken, dass die Fokussierung auf eine Thematik nicht ausreicht um in der Politik langfristig mitmischen zu können.
Ausführlicheres hierzu auf meinem Blog: www.dermodernist.wordpress.com