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30 April 2017

Warum Erdogan die Wikipedia sperrt ... und warum das für Zukünftige Investitionen in die Türkei relevant ist.

Am Samstag hat die türkische Regierung den Zugriff auf die Wikipedia ohne Angaben von Gründen sperren lassen. So passiert Web Seiten mit social Media Kontent wie Facebook, Twitter und Youtube in der Türkei immer wieder.

Aber die Wikipdia zu sperren hat wesentlich weitreichendere Folgen. Der Brockhaus zum Beispiel war über 200 Jahre das führende Nachlagewerk in Deutschland. Es wurde 2008 nach 21 Auflagen vom Herausgeber Eingestellt, weil die Markdominanz der Wikipedia zu groß wurde.

Was macht den Charme der Wikipedia aus? Zum einen sind die fachspezifischen Artikel in den Natur und Ingenieurwissenschaften unglaublich gut, weil jeder zu seinem Fachgebiet niederschwellig einen Beitrag leisten kann und Fehler oder Missverständnisse ausräumen kann. Dann ist da die Aktualität der Beiträge. Wenn etwas zu einem Thema publiziert wird, dann dauert es mitunter nur Minuten bis es Eingang in die Wikipedia findet. Und das alles ist kostenfrei zugänglich. Das ist ein mal gut für das Portemonnaie dessen der etwas wissen will, zum anderen führt da aber auch dazu das die Suchmaschinen des Internets die Artikel in ihre Betrachtungen einbeziehen, und einem so das auffinden Themen relevanter extrem erleichtern.

Es ist kaum anzunehmen das der Erfolg der Türkischen Wikipedia geringer ist als der der deutschen. Zwar könnte bei dauerhafter Aufrechterhaltung eines solchen Verbots wieder ein Türkischer Verlag eine Enzyklopädie auf den Markt bringen. Aber egal ob Offline auf Papier, Offline auf DVD oder Online hinter einer Bezahlschranke, weder kann die Aktualität und Breite des Angebots mit akzeptablen Aufwand aufrecht erhalten werden, noch werden solche Angebote von den Suchmaschinen unterstützt werden, die nur die öffentlich zugängliche Informationen indexieren.

Wenn die Wikipedia gesperrt ist, dann wird es ohne Frage schwieriger Probleme zu Löse welches detailliertes Fachwissen erfordern. Und jedes nicht gelöste Problem eines Menschen in einem Land - egal ob beruflich oder privat - ist eine mehr oder Weniger große Belastung für die Betroffene Volkswirtschaft. Wenn also z.B. Unternehmer in der Türkei investieren wollen, dann können sie nicht einfach ihren dortigen Mitarbeitern diesen Zugang über ein Firmen internes Netz verschaffen. Das würde der Türkisch Staat höchstwahrscheinlich als Verstoß gegen das Medienrecht werten, und die lokalen leitenden Mitarbeiter sanktionieren.

Was hat den nun den Zorn des Recep Tayyip Erdoğan erregt? Entweder sind es Artikel die sachlich Ungereimtheiten seiner Amtsführung offen legen wie die Vorkommnisse rund um das Referendum. Das eine Wahlurne mit 300 Stimmen nur ja Stimmen enthält ist bei einer 50:50 Entscheidung unabhängiger Individuen unwahrscheinlicher als 1 zu Anzahl der Atome im Universum - also de facto Ausgeschlossen. Über 900 Urnen mit nur Ja Stimmen hat es bei dem Referendum gegeben. Da ist viel Faul bei dem Referendum, Ich gehe von seiner Nichtigkeit aus.

Nach dem Referendum wurde "sein Wikipedia Eintrag" von Unbekannten getrollt. Bei den Reaktionen des Recep Tayyip Erdoğan in der Verganngeheit halte ich das als Grund durchaus auch für plausibel.


Wie erinnern uns - die Extra-3 Affäre

Die Satiresendung Extra-3 hat die Ungereimtheiten in Erdogans Politik humoristisch zusammengefasst.



Worauf die Türkei offiziell durch den Botschafter eine Intervention der Bundesregierung gefordert hat. Diese hat das schräge Anliegen unbürokratisch abgebügelt. In der Folge hat das Neo Magazin Royale des Satirikers Jan Böhmermann sich des Themas bemächtigt, und in einem Beitrag das als "Böhmermann Gedicht" berümt geworden ist dargestellt, wo die Grenze zu Schmähkritik ist. Daraufhin wurde von Recep Tayyip Erdoğan verschiedene Straf und Zivilrechtliche Schritte unternommen. Während Strafrechtlich nichts dabei raus gekommen ist, wurde Böhmermann zivilrechtlich verurteilt, einniges nicht mehr zu Wiederholen. Dankenswerterweise wurde das Gedicht aber vom Unionpolitiker Detlef Seif im deutschen Bundestag in öffendlicher Sitzung innerhalb einer Rede zum Strafrechtsparagrafen der Majestätsbeleidigung verlesen ... und damit jeglicher Zensur entzogen:



Die damalige Reaktion lässt die Annahme zu das Erdogan seinem Land ausschließlich aus Persönlichen Gründen extrem Schadet. Die Frage nach wirtschaftlicher Unterstützung der Türkei durch Deutschland kann in diesem Hintergrund nur kritisch ablehnend bewertet werden. Extra 3 trifft auch hier mal wieder den Nagel auf dem Kopf:

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