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20 April 2015

Was ist ein "Vernünftiger Zweifel" in einem Strafprozess?

Habe Freundin, die Juristin ist, gefragt, was "kein vernünftiger Zweifel" ist. Das was ich als Mathematiker hören wollte, eine Zahl zwischen 0 und 1 für die akzeptable Wahrscheinlichkeit einer Bestrafung eines Unschuldigen, habe ich nicht bekommen. Sie fing dann davon an, das es so was nicht geben dürfe. Wenn ein Zweifel besteht, müsse Freigesprochen werden. Das ist aber so Unfug.

Warum? Für eine Bewertung einer Erkenntnislage muss ich alle theoretisch mögliche Erklärungen auf ihre Plausibilität gewertet werden. Wenn ich nun festlege, das gar keine Fehler möglich sind, dann muss jede noch so Unwahrscheinliches entlastendes Szenario herangezogen werden. Beispiel: Es liegt eine Delikt vor, eine mit dem Angeklagten identische DNA wurde am Tatort gefunden, der Angeklagte hätte sich am Tatort nicht aufhalten dürfen. In der Justizpraxis an sich ein Glasklarer Fall. Oder?

Zum einen können die Spuren von einem Täter mit Forensik Kenntnissen gelegt wurden sein. Zum einen, um seinen Sündenbock für die Tat zu haben, oder um den Angelklagen gezielt zu diskreditieren. Zum anderen können die Spuren auch normal entstanden sein, der Täter aber ein eineiiger Zwilling verübt worden sein. Es haben schon erwachsene Menschen feststellen müssen, das Sie einen eineiigen Zwillings-bruder oder -Schwester haben. Ohne durch Aussagen von Ärzten und Auswertung von Medizinischen Unterlagen den Beweis anzutreten, das ein Mensch kein Zwillingsbruder hat, kann die Signifikanz eines "DNA Beweis" nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitstheorie nie höher sein als die Wahrscheinlichkeit das eine Person kriminell ist multipliziert mit der Anzahl der Fälle "Habe Festellen müssen ich habe einen Zwilling" geteilt durch die Anzahl der Menschen auf der Welt. Da ich in verschiedenen Publikationen von wiedergefundenen Zwillingen gelesen habe, dürfte diese Signifikanz mit einer Größenordnung von 500 000 000 : 1 bewertet werden. Das ist deutlich weniger als die Werte die such aus einer Zufälligen Übereinstimmung bei Unabhängigen Zeugungen ergibt, die Regelmäßig bei 300 000 000 000 000 000 000 000 liegt.

Würde also die Wahrscheinlichkeit für eine Verurteilung eines Unschuldigen auf weniger als 1 zu 1 000 000 000 festgelegt, dann würden ein DNA Beweis alleine wegen der Zwillingsoption nicht ausreichen. Von der Fälschung einer Spur wurde dabei gar nicht drüber geredet.

Ein solche Grenzvorgabe wären wichtig, weil damit eine quantitative Bewertung in die Rechtsprechung einführen würde. Damit müsste jedes Verfahren eine Wahrscheinlichkeit des Irrtums- durch zufällige Übereinstimmung - liefern. Und das ist Wichtig. Das FBI hat Jahrzehnte Lang sogenannte Haarvergleiche durchgeführt. Dabei wurde aber nicht geprüft, wie groß die Aussagekraft einer vermeidlichen Übereinstimmung ist. Dadurch kam es zu einer massiven Häufung von Fehlurteilen:

FBI und Justizministerium haben laut Washington Post bislang 268 Gerichtsurteile untersucht, in denen die FBI-Forensiker eine Haaranalyse vorlegten. Die Ergebnisse sind erschütternd:

In 95 Prozent dieser Fälle war die Haaranalyse fehlerhaft.
32 Angeklagte wurden unter anderem wegen fehlerhafter FBI-Gutachten zum Tode verurteilt. 14 von ihnen wurden hingerichtet oder sind im Gefängnis gestorben.
26 von 28 Forensikern haben fehlerhafte Gutachten geschrieben.

Die Gerichtsurteile stammen aus den Jahren 1985 bis 2000. Insgesamt sollen 2500 Gerichtsurteile untersucht werden.


Eine Numerische Definition der Irrtumswarscheinlichkeit hätte aber weiterreichende Konsequenzen für Staatliches Handeln. Das FBI hat die Methodik ohne Absicherung durch weiterführende Analysen trotz bekannter Zweifel weitergeführt. Das bedeutet also das unzureichendes Handeln des Staates per se für sich genommen zu einem Fehlurteil führt. Wäre also das Produkt aus der zu zulässigen Fehlerwahrscheinlichkeit mal Anzahl der Verfahren in einem Analysezeitraum der lang genug ist größer als die Zahl der erwiesenen Fehlurteile, so wäre nur aus der Ursache des schlampigen Handelns des Staates eine "In Dubio pro Reo" Freispruch fällig. Mit anderen Worten, eine Generalamnestie mit einem Kompletten Neustart des Justizapparates.

Es ist höchste Zeit, das Warscheinlichkeitstheorie bestandteil der Juristischen ausbildung wird.

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