Piraten, ich bin ein wenig verärgert. Ihr habt jetzt zweimal einen Antrag von mir im Liquid Feedback wegen Mangel an Unterstützung durchfallen lassen, ein System für eine Turbomitgliederbefragung zu implementieren.
Worum geht es bei der Sache? Politik ist zum einem die Suche nach den Rahmenbedingungen unter denen die Menschen in einem Land zusammenleben wollen. Das kann und soll man in Ruhe und mit Bedacht machen. Viele wollen bei einzelnen Fragen, die sie nicht delegiert haben, zu einzelnen Aspekten Recherchen Durchführen. Andere wollen sich auch mit anderen Piraten, Freunden oder Verwandten zu diesen Fragen besprechen. Für diesen Teil der Politik haben wir funktionierende Systeme der basisdemokratischen Arbeit wie das LQFB, das Wiki, Limesurvey und die Malinglisten. Zugegeben, auch die sind noch verbesserungsfähig, aber sie laufen immerhin schon. Allen gemein ist, sie brauchen Tage für eine Positionierung.
Aber Politik ist mehr als das. Politik ist auch Administration des Landes durch die Regierenden. Und wer Regiert, muss mitunter schnelle Antworten geben, ob er das nun mag oder nicht. Wir sind in Berlin schon mal von unserem eigenen Erfolg überrannt worden, als das Ergebnis besser wahr als die kühnsten Erwartungen und die Liste in voller Mannschaftsstärke ins Abgeordnetenhaus gewählt wurde, so das es in den Bezirken zum Teil nicht mehr gereicht hat. Die Forsa von heute sieht uns für die Bundestagswahl als dritt stärkste Kraft. Das das so schnell passiert, habe ich mir auch nicht vorzustellen gewagt. Wenn eine Partei drittstärkste Kraft im Land wird, dann muss sie Regierungsfähig sein, das schultet Sie ihren Wählern und dem Land als ganzes. Mit Oppositionsarbeit und als Ideen Lieferant aufzutreten reicht dann nicht mehr aus.
Wie kann eine Basis demokratische Partei schnelle Antworten geben? Nun die Verantwortlichen brauchen etwas, um in Fällen wo das Angebracht ist innerhalb von Minuten eine Antwort von der Basis zu bekommen, ob eine Sache gewünscht oder unerwünscht ist. Wie kann man so etwas bewerkstelligen? Per Telefon Umfrage. Die Frage ist nur, wie macht man dass. Man könnte natürlich einen ganz dicken Anschluss bei der Telekom Mieten, über den man mit Hilfe eines Sprachcomputers Tausende von Telefonate Parallele durchführen kann. Der Sprachcomputer würde die Umfragegenstand vortragen und dann eine Antwort erwarten. Diese Antwort könnte am einfachsten per Tonwahl erfolgen, also zum Beispiel "1" für ja, "0" für nein. Hinzu kämen dann noch immer mögliche Antworten wie "*" für Enthaltung und "#" Enthaltung und ich nehme heute an keiner Weiteren Umfrage teil.
Das wäre aber enorm Teuer, das lässt sich mit etwas Erfindungsgabe auch viel billiger haben. Dazu wird von Seiten der Partei nur ein V-Server gebraucht, der die Aufträge per TCP/IP an Applikationen auf Smartphones verteilt.
Dann müssen Applikationen für verbreitete Smartphones erstellt werden. Diese Applikationen bauen per TCP/IP eine Internet Verbindung zum Server auf (lila Pfeile) und warten dann auf Aufträge. Die Verbindung mus deshalb von Smartphone ausgehen, weil die ganzen Mobilfunknetze NAT Netze sind, die keinen Aufbau einer Verbindung vom Server zum Telefon zulassen.
Werden die Apps wegen einer Anfrage aktiviert, so laden diese das Soundfile mit der Frage herunter. Anschließend lassen geben sie ein Signal um ihren Besitzer ans Telephon zu bekommen. Dieser bekommt dann das Soundfile zu hören, gibt sein Votum ab, welches umgehend an den Server weitergeleitet wird. Apps auf Smartphones deren Besitzer keine Flatrate haben oder die anderweitig nicht in der Lage sind, eine Telefonverbindung aufzubauen, sind damit fertig. (Blaue Telefone) Diejenigen welche über Flatrates verfügen rufen dir übrigen Piraten an (Schwarze Pfeile), tragen das Soundfile vor, warten auf eine Antwort per Tonwahl und senden diese dann ebenfalls zurück an den zentralen Server.
Dabei werden die Aufträge so verteilt, das die Anrufe nur in Netze gehen, für die der Eigentümer eine Flat hat. Somit entstehen auch den Piraten keine weiteren Kosten. (Verschiedenfarbige Grüne Telefone in der ersten Reihe, wobei die Farbe die Provider Zuordnung repräsentiert). In der Grafik habe ich die beliebten FLATS vom Typ Festnetz und das eigene Mobilfunknetz zugrunde gelegt, klar das in der Software weitere Fälle berücksichtigt werden müssen, wie Festnetz only Flat oder Full Flat.
Wofür wird so etwas gebraucht? Beispielsweise bei Verhandlungen mit anderen Parteien, die nach dem alten Modus Operandi verfahren, das sie "Spitzenkandidaten" mit der Politikgestaltung beauftragen. Den ersten LQFB Antrag mit dieser Idee habe ich nach der Kugelrunde für das Bundespräsidentenamt gestellt. Koalitionsverhandlungen wäre eine weiteres Anwendungsfeld dieser Art.
Ein anderer wichtiger Punkt für Regierungsfähigkeit sind administrative a-toc Entscheidungen mit Ermessensspielraum. Beispielsweise ob die Regierungen ein Bürgschaft für Transaktionen wie eine Transfergesellschaft für die 11000 Schlecker Mitarbeiter geben will. Das war für mich der zweite Anlass, einen LQFB Antrag in diese Richtung zu stellen.
Das in der Diskussion immer wieder Fragen der Anonymität auftauchen nervt mich allmählich ein wenig an. Dieses Verfahren soll das digitale Analogon zur Wahl durch Akklamation sein. Schnell und semiöffentlich. Ein Medienbruch, das die Antwort zur Optimierung der Anonymität über z.B. LQFB erfolgen soll, ist viel zu Fehleranfällig. Nicht jeder hat immer einen Laptop dabei oder kann innerhalb von Minuten einen PC erreichen. Wie beim Parteitag mit den Stimmkarten ist das zu sehen, da kann ich mir theoretisch auch merken, welchen Anträgen einzelne so zugestimmt haben. Das Verfahren soll ja auch nicht die Regel, sondern klar umrissene Ausnahmen abdecken. Denkt bitte darüber nach, diskutiert es in euren Arbeitsgruppen, wir brauchen so ein Teil. Dessen Entwicklung braucht Zeit, die wir möglicherweisse nicht haben werden, wenn wir zu lange Warten.
Hi Hans-Carlos,
AntwortenLöschendas hab ich vor längerem auch mal angeregt und wollte da mal mit Plätzchen drüber reden auf der letzten Open Mind. Der war aber leider gerade in den USA.
Deine LQFB-Inis hab ich verpasst, was zeigt das dieses System auch eher nicht so ganz optimal ist.
Im Grunde lässt sich das ganze Tool auch wie ein Social Network aufziehen (oder ein Meta-Network), ich hatte mir seinerzeit gedacht das die App von sich aus halbstündig einen Ping auf die Server setzt und als Antwort entweder eine Art "keep calm" bzw. "hurry up" zurückbekommen. Das hurry up wird ausgelöst durch Mandats- oder Amtsträger denen man folgt und die sich in eine Situation begeben, welche schnelle Entscheidungen benötigt (z.b. Interview, Verhandlungen etc).
Ja... Detailfragen... am besten man klärt sowas mal am runden Tisch.