05 Oktober 2013

Auch die USA sind an dem Punkt, wo es sinnvoll ist über ein BGE nachzudenken.

In Amerika tobt im Moment ein ideologischer Kampf epischen Ausmaßes wie einstmals Alien versus Preditor. Worum geht es? In der einen Ecke Steht Obama mit seiner Obama Care. Obama Care ist eine allgemeine Kranken Pflichtversicherung. In Amerika gab bis zum Oktober nur die Private Krankenversicherung. Diese konnte man, musste man aber nicht Abschließen. Auch der Versicherungsumfang war reine Verhandlungssache. Bei großen Firmen, mit einer guten gewerkschaftlichen Organisation der Arbeitnehmer war es üblich das eine Krankenversicherung in zu den Angestelltenbezügen gehört. Aber das war immer nur eine Option.

Bei uns in Deutschland gibt es seit dem 1. Dezember 1884 eine allgemeine Krankenversicherung für Arbeitnehmer. So wollte man in Deutschland dafür sorgen, das sozial schwächere Menschen eine gesicherte Existenz haben. Das hat dazu geführt, das bei uns sinnvolle medizinische Maßnahmen auch durchgeführt werden, um größere Kosten und unnötiges Leid für die Gesellschaft zu verhindern. Beispielsweise führt nicht therapierte Diabetes dazu das die peripheren Nerven irgendwann ihre Funktion einstellen. Das bedeutet, das die Betroffenen weniger oder gar keinen Schmerz mehr in den Extremitäten verspüren, wenn sie Gefahr laufen sich zu verletzen. Das führt zu einem erhöhten Verletzungsrisiko. Da diese Verletzungen durch den erhöhten Blutzucker auch noch schlechter Heilen, kommt es dann sehr Häufig zu schweren Komplikationen wie dem diabetisches Fußsyndrom (Bildquelle: Wikipedia) das in der Folge zur Amputation führen kann. Im weiteren Verlauf einer nicht therapierten Diabetes leiden dann auch andere Nerven, die wichtige Körperfunktionen darstellen. So kommt es zu Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetische Retinopathie die mit der Erblindung enden kann, Herzinfarkt, periphere Arterielle Verschlusskrankheit, Schlaganfall, Nephropathie.

In den USA gibt es viele Menschen, die Diabetes haben, ohne das diese Adäquat versorgt würde. Allein das dargestellte Problem mit der Diabetes wird in der Zukunft noch erheblich Relevanter werden, weil viele Menschen in den USA übergewicht haben, und dieses das Risiko der Diabetes deutlich vergrößert. Erkranken kann jeder, das steckt man nicht drin. Ich habe darum zum Beispiel, obschon ich mein Leben lang Selbständig war und damit bis 2007 die Wahl hatte, immer eine Krankenversicherung gehabt. Warum wird dann die Krankenversicherung in den USA so wahnsinnig heftig bekämpft?

Das Problem ist der Amerikanische Traum, das es jeder zu was Bringen kann!

Wie kann das sein? Jetzt kann man in Amerika mit sehr wenig Geld legal über die Runden kommen. Klar das ist dann nicht komfortabel, und das billigste Essen ist nicht gerade ein Gesundbrunnen. Aber es geht. Wenn ich in Amerika eine Idee für ein Geschäft habe, dann kann ich es dort immer schaffen. Die Regierung hat immer darauf Wert gelegt, das Menschen die Wahl haben, was sie mit Ihrem Geld tun wollen. So ist es jemand möglich, der eine Vision hat, diese auch mit Geduld und Enthusiasmus zu verfolgen. Einige diese Leute kennt jeder mit Namen, obwohl er gar nicht weiß warum. Goodyear - so heißt eine große Reifenfirma zum Beispiel - trägt den Namens eines genialen Erfinders. Charles Goodyear entdeckte, das Schwefel und Kautschuk sich durch eine chemische Reaktion zu einem dauerhaften und elastischen Material verbinden, dem Gummi. Aber es gab viele andere namenlose Selfmade Man and Wommen in den USA, die mit ihren Ideen die amerikanische Wirtschaft tragen.

Was hat das mit einer Krankenversicherungspflicht zu tun? Wenn ich mich Krankenversichern muss, dann habe ich ein kontinuierliches Loch in der Kasse. Wenn ich also nur sehr wenig in meiner Situation verdienen kann, dann habe ich das Problem, das ich durch die Pflicht Krankenkasse in einem Armmuts Falle gefangen werden, aus dem es kein entkommen aus eigener Kraft mehr gibt. Aus diesem Grund ist auch die Strafzahlung, die Fällig wird, wenn jemand keine Versicherung abschließt, bei den Anhängern der Tea Party besonderes verhasst. Die Vorstellung, in einer der Harz IV Situation vergleichbaren Situation gefangen zu sein, ist für einen nicht unwesentlichen Teil der Amerikanischen Bevölkerung unabhängig vom aktuellen Verdienst schlimmer als der Tod.

Ist das denn ein Problem, wenn Menschen sich nicht mehr durch Entbehrung das Startkapital für neues besorgen können

Zunächst einmal ist das völlig irrelevant, weil es es nur ganz wenige Menschen sind, die epochal Neues erschaffen. Insoweit werden am Anfang die positiven Effekte der Krankenversorgung dominieren. Viele Unternehmungen können auch von Kapitalgebern finanziert werden. Nur wenn sich zum Beispiel ein Marc Zuckerberg den Krankenkassenbeitrag in der Anfangszeit seines Unternehmens gegen Anteile seines Unternehmens besorgen können, dann wäre er heute viele Milliarden Dollar ärmer, weil in der Frühzeit waren die Prozente seines Unternehmens Facebook eben nur ein paar Tausend, am Anfang auch nur ein paar hundert Dollar Wert.

Aber es gibt dann noch die Entwicklungen, die am Anfang niemand für Möglich gehalten hat. Zumindest bis zum Proof of concept, dem Beweis das eine Realisierbarkeit möglich ist, fließt bei solchen Ideen kein Geld von Kapitalgebern. Diese wollen ein gewisses Maas an Sicherheit haben, und vergeben ihr Geld demzufolge am liebsten für die Realisierung bekannter Geschäftsmodelle aufstrebender Produkte. Aber nur naheliegende Erfindungen können über den Kapitalmarkt vorangebracht werden, den nur bei diesen können sich Kapitalgeber vorstellen, das es funktioniert. Aber daneben gibt es auch noch diejenigen Entwicklungen, die einen Quantensprung hervorrufen. Wir kennen alle die Namen, der Firmen, die aufgrund solcher Ideen zu Giganten wurden. Goodyear - Gummi in allen Variationen insbesondere Reifen; Westinghause - die pneumatische Eisenbahnbremse; Marconi: Funkübertragung von Nachrichten; Diesel - der Dieselmotor als Alternative zur Dampfmaschine, die weit weniger gefährlicher ist, den damals kamen Dampfkesselexplosionen noch des öfteren vor; Otto - der Entdecker des leichten Verbrennungsmotors mit Zündung; Benz - der in Europa als erster einen fahrbaren Untersatz gebaut hat. Zuse - der erste der den ersten Rechner mit Verarbeitung von Gleitkommazahlen hergestellt hat. Fischer - der die genialen Plastikdübel erdacht hat. Andere Entwicklung haben künstliche Namen zu Weltgeltung gebracht. Motorola entstand zum Beispiel weil es gelang, ein Radio so zu verkleinern, das aus ihm ein Autoradio wurde. IBM baute mit der Hollerithmaschine die ersten Maschinen für eine Automatisierte Datenverarbeitung und Edison baute mit seiner Firma General Electric die ersten Kraftwerke.

Jede epochale Erfindung findet zunächst dadurch Käufer das die Menschen sie bei einem Bekannten sehen. Daraus ergibt sich, das sich zunächst die Verkäufe innerhalb eines festen Zeitraums sich jeweils verdoppeln. Aber irgendwann gehen die Neukunden aus, und die Neuverkäufe gehen zurück. Irgendwann profitiert jeder Mensch von dieser neuen Technologie. Da aber die Produktivität durch den technologischen Fortschritt - also die erwirtschaftete Arbeitsleistung pro Arbeitsstunde - beständig sich Jahr für Jahr um einen niedrigen einstelligen Prozent Betrag vergrößert, wird die Zahl der Menschen die mit der Umsetzung einer dieser Fundamentalen Ideen sinnvollerweise beschäftige sind wieder zurückgehen. Je nach dem, wie Produktivitätssteigerung und Akzeptanz im Verhältnis stehen, gibt es einen mehr oder weniger großen Beschäftigungsschub für die Arbeit nehmende Bevölkerung aus einer Epochalen Erfindung. Den genauen Zusammenhang habe ich in diesem Blogpost hergeleitet.

Jede Industrienation muss sich zwischen Aufstiegsmöglichkeit und Armutsfalle entscheiden, es sei denn ...


Die Amerikaner müssen sich jetzt überlegen, ob sie entweder am Amerikanische Traum des Aufstiegs vom Tellerwäscher zum Millionär festhalten wollen und dabei auch weiter unmenschliches Leid in kauf nehmen wollen, oder ob sie auf den europäischen Weg einschwenken der Bedarfs abhängigen Daseinsvorsorge mit der Nebenwirkung, das es aus der Armutsfalle kaum mehr einen Exit aus eigener Kraft mehr gibt. Immer wieder kann man zum Beispiel hierzulande von Menschen lesen, denen schon deshalb das Harz IV gestrichen wurde, weil sie wegen Selbst gewählter Ausbildungen dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stechen.

Die einzige Alternative einen Sozialen Staat mit Existenz sichernden Pflichtversicherungen mit der Aufstiegsmöglichkeit aus der Armut zu kombinieren, ist ein linearer Einkommensteuertarif, dessen Soziale Komponente eine bedingungslose Grundausschüttung ist. Ich bin sehr gespannt wie man sich in den USA einigt. Vielleicht erkennen ja die Amerikaner als erste mehrheitlich die Eleganz des Ansatzes. In jedem Fall ist dieser Ansatz eine vektorisierte Linearkombination aus Kapitalismus und Kommunismus. Im Falle eines Steuersatzes, der dann automatisch der Spitzensteuersatz ist, von 50% ist dieser Ansatz exakt das Mittel aus Kapitalismus und Kommunismus.

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