30 Januar 2012

Was für ein Tag, die FDP ist aus einer Umfrage delistet worden!

Das ist heute ein ganz besonderer Tag. Die FDP, eine von zwei Parteien die mir persönlich extrem geschadet haben, ist zum ersten mal in einer landespolitischen Umfrage delistet worden. Was bedeutet das? Zuerst mal nur, das die Zahl der Votes für diese Partei so gering geworden ist, das aus Wahrscheinlichkeitstheoretischen überhaupt keine vernünftige Aussage mehr möglich ist.

Quelle: http://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/berlin.htm


Warum ist das so? Je seltener ein Anhänger einer Partei ist, umso größer ist der Effekt einer einzelnen Antwort. Bei 1000 Befragten und 1% Stimmanteilen macht eine Stimme 10% Fehler, bei 0.5% sind es dann schon 20%. Da aber immer eine Wahrscheinliche Fluktuation von mehreren Stimmen vorliegt, wird augenscheinlich klar, das bei Anteilen unter 3% die Sache anfängt instabil zu werden und bei 1% man jenseits von Gut und Böse ist.

Das ist auch der Grund, warum wir Piraten so schmerzhaft lange auf ein Feedback von den Demoskopen warten, weil wir eben erst 3% verdienen mussten, bis die Demoskopen ihre Verfahren Kalibrieren konnten. So haben wir sehr viel mehr Anhänger, die gar keine Festnetz Anschluss haben. Das Problem scheinen besonders traditionelle Institutionen die dem öffentlich rechtlichen Rundfunk zuarbeiten immer noch nicht voll im Griff haben.

Was heißt das jetzt für die FDP? Nun sie kommt in einen Bereich in der sie ihr letztes Feedback aus der Bevölkerung verlieren. Bin mal neugierig, welchen Einfluss das haben wird. Heute habe ich gelesen, das Rösler die FDP zur Partei der Umweltverschmutzer ausbauen will. Ob das gut ankommt?
31.01
Auf jeden Fall sollten sich mögliche Gläubiger der FDP Gedanken um die Bonität machen, weil die FDP sogar Gefahr läuft aus der staatlichen Parteifinanzierung heraus zufallen. Das könnte dann in die Insolvenz führen. Es wäre eine Ironie der Geschichte, wenn die FDP durch ein Instrument des elementaren Kapitalismus ihr Ende finden würde.


Nachtrag: FTD Titelt FDP wird zur Splitterpartei

Nachtrag 31.01:Es schlägt auch international Wellen, das der Außenminister von einer quasi nicht mehr existenten Partei kommt ...

Nachtrag 02.02: Ist mit bisher entgangen, aber bei einer anderen bundesweiten Umfrage hat keiner der zufällig ausgewählten Wähler die Frage ob die FDP die Probleme des Landes lösen könne mit ja Beantwortet. Erstaunlicherweise hat sie in der Umfrageprojektion aber immer noch 2%. Sind das ganz desillusionierte, die niemanden was zutrauen und nach dem Prinzip des minimalen Übels entscheiden? Oder das Ergebnis von Rechenmodellen welche "die längerfristigen Grundüberzeugungen der Wähler" transportieren, deren Voraussetzungen aber längst nicht mehr gegeben sind? Wenn das keine solide Grundlage für eine Selbstauflösung ist, was denn dann?

Nachtrag 02.02: Der Einwand, bei den 2% würde es sich um Mitglieder handeln ist definitiv Falsch. Mit nicht aktuell nach unten korrigierten 63.416 Mitgliedern und 62.200.000 Wahlberechtigten ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit zufällig im Einzelfall ein FDP Mitglied auszuwählen von f = 63.416 / 62.200.000 = 0.00101954. Die Warscheinlichkeit g kein FDP Mitglied auszuwählen ist also 1 - f = 0.99898046. Wählt man 1000 Bürger aus, so ist die Wahrscheinlichkeit das kein FDP Ausgewählt wird f1000 = 0.36057327 oder 36%. Die Warscheinlichkeit ein FDP Mittglied in der Stichprobe zu haben ist 1000 * g * f999 = 1000 * 0.00101954 * 0.36094126 = 0.36799406 also weitere 36% der Fälle. Die Warscheinlichkeit zwei FDP Mittglieder in der Stichprobe zu haben ist 1000 * 999 / 2 * g2 * f998 = 499.500 * 0.00000010392783 * 0.36130963 = 0.51911951 * 0.36130963 = 0.18746288 oder 18%. In einer Stichprobe von 1000 Wahlberechtigten findet man also mit einer Wahrscheinlichkeit von 91.5% weniger als 3, also 0.3% FDP Anhänger.

Auch der Einwand, den 2% gehe es um ihre Brieftasche greift zu kurz. Wer keine Probleme Lösen kann, kann auch keine Brieftaschen füllen - oder wenn dann nur mit geraubten Geld. Dazu bräuchte man in der Demokratie aber Anhänger ... kann also irgendwie nicht glaubhaft sein.
Deshalb geht meine Überlegung in die Richtung Projektionskorrekturen. Das sind Mathematische Funktionen, die sich in der Vergangenheit bewährt haben, um die Differenz der Umfrage vor einer Wahl mit dem Wahlergebnis zur Deckung zu bringen. Da gibt es den berühmten ZDF Satz - Die Umfragewerte spiegeln aber nur die Momentane Befindlichkeit der Wähler wieder, würde am nächsten Sonntag tatsächlich gewählt, kämen auch längerfristige Grundüberzeugungen der Wähler zum Tragen.Und diese Wiederum verwenden die Wahlergebnisse der letzten Wahlen ... und da steht die FDP teilweise noch sehr gut da.

1 Kommentar:

  1. http://i.imgur.com/52qXF.png

    Also ich wuerde nicht so schnell was daraus schlissen.

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