14 November 2010

Warum gibt es das Projekt Stuttgard 21 überhaupt?

Vor dem Beginn der Schlichtung war klar, die Rudimentierung des Stuttgarter Kopfbahnhof war eine unheilvolle Allianz aus Bahn und Regierungen. Unklar hingegen war vor allen, was die Bahn dazu bewog, eine gut funktionierende Struktur aufgeben zu wollen und sie durch eine teure Sparversion zu ersetzen. Mann konnte zwar Vermutungen anstellen, die Bahn wolle Planungsgelder für ein teures Projekt scheffeln. Aber so ganz einleuchtend ist das nicht, hat doch die Bahn an sich mehr als genug Optionen Gelder für Neubaustrecken auszugeben, bei denen ebenfalls Planungskosten anfallen würden. Und das Stuttgart 21 ein planerisch einfaches Projekt ist, kann bei Leibe nicht behauptet werden.

Was also bewegt die Bahn, trotzdem zu ihrem vehementen Vorgehen. Müsste sie doch im Interesse Ihrer Kunden und ihrer Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Verkehrsträger nach dem Erhalt des SMA Gutachtens sofort die Notbremse Ziehen. Aber was Passiert: Das Gutachten bekommt den Vermerk streng vertraulich und wandert in einen Giftschrank! Erstaunlich, wenn man bedenkt, das innerhalb der Projektamortisationszeit mit dem Autonomobil, dem selbst fahrenden Auto von dem es bereits erste Prototypen von Mercedes Benz, Google und anderen gibt, eine noch härtere Konkurrenz ins Haus steht, da ja sogar der Fußweg vom Parkplatz entfällt. Ein Monsterargument für alle, die wie Ich Sport als "eine von null verschiedene Bewegung in einem von null verschiedenen Schwerefeld" definieren und es im Übrigen mit "Sport ist Mord" halten

Bei der letzten Schlichtungsrunde vom 12.11, aus der auch die hier gezeigten Bilder stammen, hat die Bahn dann eher beiläufig die Katze aus dem Sack gelassen. Der Stuttgarter Hauptbahnhof schöpft seine jetzige, enorme Leistungsfähigkeit aus dem sogenannten Tunnelgebirge. Das ist ein sogenanntes Überwerfungsbauwerk, mit dem die Gleise in drei Ebenen entflechtet werden, so das Zügen in unterschiedlichen Richtungen gleichzeitig ein und ausfahren können, ohne das sie je Zusammenstoßen können.




Dieses Bauwerk ist ein Stahlbetonfachwerkgebilde, welches die drei Gleisebenen aufnimmt. Es wurde in der Zeit von 1910 bis 1920 erbaut, und hat laut bei den Schlichtungsgesprächen anwesenden Gutachtern noch eine Lebenszeit von ca 40 Jahren bis 2050 bevor es einer gründlichen Revision bedarf. Die Struktur, so ist man geneigt zu glauben, sollte ob der vielen Tunnel gut zugänglich sein.



Was jetzt aber wegen der langen Zeitspanne kaum ein einziger lebender Mensch in Stuttgart wissen dürfte, das Gelände auf dem das Tunnelgebirge entstand, war früher eine Senke. Da man auf aufgeschütteten Boden nicht bauen kann, hat man einfach eine sehr hohe Struktur gebaut, und das untere Segment der Struktur dann Anschießend einfach verfüllt. Eine kluge Entscheidung, hat doch die Struktur bereits 100 Jahre vorzüglich gehalten.



Aber wie soll man so ein Teil renovieren? Das wird in einigen Jahrzehnten richtig schwer und damit auch teuer! Da kann man nur auf den Fortschritt der Bautechnologie hoffen. Da eine Instandhaltung von der DB-Netz zu finanzieren wäre, Neubaustrecken aber vom Bund bezahlt werden, ist es einleuchtent, das die Bahn eine Bundesfinanzierung anstrebt. Als Steuerzahlen kann ich das zwar nachvollziehen, muss es aber als üble Abzocke aufs entschiedenste zurückweisen. Den CDU Regierung hat sie in Form der Grundstücken mit Innenstadtlage einen Köder vor die Füße geworfen, den Stadt- und Landesregierung nur zu bereitwillig geschluckt haben.



Was mit der Politik los? Gierig in der Erwartung großer Immobilien Deals in die fatale Falle getappt und jetzt am Hacken hängend? Die Bahn musste ja das Projekt im Politik verträglichen Kostenrahmen halten. Deshalb wurde wegen des schwierigen Umfeldes und den damit verbundenen Kosten alles auf Minimalstruktur zusammengestrichen. Eigentlich könnte und müsste die Politik anhand der Schlichtungsergebnisse das Projekt nach dem Motto Porsche Bestellt, Dreirad bekommen, sofort und zu Lasten der Bahn terminieren. Es wäre bis zum 30.9 ja noch nicht mal ein größerer Gesichtsverlust damit verbunden gewesen, weil man sich ja darauf berufen kann getäuscht worden zu sein. Tut sie aber nicht. Im Gegenteil, die hat in der Vergangenheit das Projekt dann noch immer wieder reanimiert, als die Bahn es eigendlich schon wegen der vielen Probleme geräuschlos hat sterben lassen wollen. Das suizidale Festhalten der CDU FDP in Bund und Landtag bedarf also noch einer Erhellung was die Lage der Motive angeht.

Nachtrag 6.3.2011: Die Frist für die Unterschrifteinsammlung des neuen Bürgerbegehren um das Projekt über die verfassungswidrigen Finanztricksereien zu stoppen läuft am 14.03.2011 aus. Es ist sofortiges Handeln angesagt!

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