04 Februar 2010

Frei empfangbare TV Sender brauchen ein neues Geschäftsmodell

Der Geschäftsführer von RTL forderte auf am 28 Januar auf einem Symposium des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) Telekommunikationsunternehmen zivilrechtlich für die Taten Ihrer Kunden in Anspruch nehmen zu können. Diese Forderung ist ein super massiver Eingriff in die Grundrechte der Bürger. Denn ein Telekommunikationsunternehmer kann sich dann nur gegen solche Forderungen wehren wenn er entweder:

Eine Vertragsvereinbarung in seine Verträge aufnehmen, nach denen der Kunde verpflichtet ist, dem Provider eventuell zu leistende Schadensansprüche zu ersetzen. Da der Provider aber auf den Kosten sitzen bleibt, wenn beim Kunden mangels Masse nichts zu holen ist, wird ein ungenfiltertes Internet ein Privileg von Wohlhabenden Menschen werden, denn nur bei diesen ist es dem Provider möglich den Regress weiterzugeben. Im Zusammenhang mit der immer zunehmenden Bedeutung des Internets zur politischen Willensbildung ein absolut inakzeptables Szenario. In Zukunft wird das Recht auf Verbreitung seiner Meinung in Wort, Bild und Ton aus Artikel 5 sich im wesentlichen auf die Verbreitung im Internet stützen, schon allein deshalb, weil es der billigste Weg ist. Für diesen Blog z.B. entstehen mir keine Kosten, und jeder der Ihn lesen will, kann meine Meinung hier einsehen.

Alternativ kann der Provider die Verbindungen seiner Kunden intensiv filtert um Rechtswidrige Inhalte abzufangen. Hier ist der Kollateralschaden noch viel größer. Zum einen braucht der Provider Unmenge an Daten, um statistische Analysen machen zu können, um diese Inhalte identifizieren zu können. Artikel 10, das Fernmeldegeheimnis, des Grundgesetzes ist damit schon mal völlig obsolet. Die Rechteinhaber werden, wenn sie Ihrem bisherigen Gepflogenheiten folgend, aber Ihre Verträge nicht veröffentlichen. Somit werden Provider extreme Probleme haben, legale von illegalen Angeboten zu trennen. Sie würden also, ihren Geschäftsinteressen folgend, eher zu viel Sperren als zu wenig, insbesondere was Angebote aus dem Ausland. Damit wäre dann der Freie Zugang zu Informationen, insoweit das nach Artikel 5 keine Zensur stattfindet, Vergangenheit - denn Provider würden erst dann durch schalten wenn sie sicher sind, das der aufgerufene Inhalt legal ist.

Möglicherweise wird diese Überzogene Forderung erhoben, um die Forderung eine einer GEZ ähnlichen Finanzierung aus einem Urhebertopf auf den Verkauf von Geräten voran zu bringen. Die RTL Gruppe ist eine Sendergruppe, die vor allem jüngere Menschen anspricht. Ich bezweifele ob Herr Zeiler, Geschäftsführer der RTL Group, nicht drauf und ist, sich die Sympathien seiner Hauptzielgruppe gründlich zu verscherzten so wie das SPD und CDU schon passiert ist. Wenn er weiter auf solchen verfassungswidrigen Forderungen beharrt, dann werden ich nicht umhinkommen, die Kanäle der RTL Group von meinem Reciever zu verbannen, und natürlich auch Bekanntenkreis dafür zu werben, es ebenfalls zu tun. Schade, ich mag Bones.

Dabei ist die größte Bedrohung des Geschäftsmodell von Herrn Zeilers Firma des frei empfangbaren Fernsehen überhaupt nicht illegaler Natur. Heutiger Fernseher haben zwar eine DRM fähige Digitalschnittstelle, das HDMI, das hindert aber niemanden HDTV Daten aus einem Rechner auf den Fernseher auszugeben. Das klappt prima, ich nutze das selbst für Präsentationen vom Laptop. Mit einem Mehraufwand von 30€ kann man einen Handelsüblichen billig PC, z.B. von Aldi, zu einem veritablen Videoarchiv ausbauen. Das Aufzeichnen von Bild und Tonmaterial das gesendet wurde zu Privaten Zwecken ist legal und wird durch eine Schrankenbestimmung des Urheberrecht gedeckt. Das Problem ist nur, ein Rechner ist mehr als ein dummer Videorecorder. Das automatisierte Aufzeichnen von Sendungen die seinen Besitzer interessieren können, ist Stand der Technik.

Diese Daten können aber auch verarbeitet werden. Ich selbst habe mir gar keinen Fernseher gekauft, sondern für 37€ eine kleine Box, die aus dem Fernsehsignal ein hoch aufgelöstes Signal für meinen Computermonitor erstellt. Diese 3D Interpolation um den Interlace zu eliminieren, 2 Raumdimensionen und die Zeitdimension, leistet unglaubliche gute Arbeit. Das Bild ist, mit 75 Bilder pro Sekunden, richtig ruhig und durch die Auswertung der Daten aufeinander folgender Frames wahrnehmbarer schärfer. Dabei verwendet diese zigarettenschachtelgroße Box nur einige Frames, so das nur eine kaum wahrnehmbare Verzögerung entsteht.

Werden die Bilder längerer Zeiträume ausgewertet, so kann die Auflösung noch weiter verbessert werden. Viele Filme enthalten sogenannte Kamerafahrten, so das eine Szenerie von verschiedenen Standorten aus aufgenommen werden. Dabei entstehen Aufnahmen von Dingen im Vordergrund mit hoher Auflösung, die dann an anderer Stelle im Hintergrund zur Verbesserung der Auflösung genutzt werden können. Die automatisierte Verarbeitung des Bildmaterials kann aber noch weiter gehen. Die Sender müssen, einer Auflage der Rechteeininhaber folgend, eine Sendekennung einblenden. Während das reguläre Programm läuft, wird ein Senderlogo eingeblendet. Dies geschieht, um legale Fernsehmitschnitte von Illegalen Kopien von Kauf DVD's & Co unterscheiden zu können. Das Problem ist, Werbung hat diese Kennungen nicht. Das ist eine vorzüglicher Ansatz zur Elimination der meist lästigen Einschub Werbung. Das Problem könnten die Sender ja noch beheben, indem sie Ihre Kennung immer ausstrahlen, sofern sie nicht durch Auflagen daran gehindert werden. Aber die Werbeblöcke haben noch weitere algorithmische Schwachstellen. So werden nach den Werbeblöcke gerne einige Sekunden von Film wiederholt, was Software Erkennen kann. Auch das kann man, wenn man Unannehmlichkeiten für seine Zuschauer in Kauf nimmt, unterlassen. Aber Werbeblöcke werden auch exzessiv Wiederholt. Die Technik, so etwas zu unterdrücken, ist in Spamfiltern zu Perfektion Entwickelt worden, und lässt sich, mathematisch betrachten, auch auf Videodaten portieren.

Insoweit wird die Politik des DRM geschützten HD+ zu nutzen, bei dem eine Aufzeichnung, die dem Verbraucher rechtlich an sich zusteht, verhindert werden soll, absoluter Mist. Welcher Verbraucher wird schon wegen etwas schärferer Bilder sich mit 25% Werbung zumüllen lassen, nur weil der Sender das auslassen von Filmsegmenten verboten ist. Also für mich sind VOX-HD und RTL-HD keine Optionen.

Die Frage ist, welche Optionen kann man ergreifen, um den Programmanbietern ein prosperierende Zukunft zu sichern, ohne das man wichtige Bürgerrechte über Bord wirft. Der klassische Werbeblock kommt aus dem Dunstkreis der GEZ finanzierten Sender. Vermutlich durch Ihre (zu?) guten Kontakte zu den Politiker dieses Landes haben diese es Erreicht, das dieses Modell auch den privatrechtlichen Fernsehsender aufs Auge drückt wurden. Aber wie gesehen, dieser klassische Werbeblock hat keine dauerhafte Zukunft mehr. Eine Werbung durch Produkt Placement kann nicht algorithmisch eliminiert werden. Diese Form der Werbung ist also Zukunftssicher. Eine weitergehende Verbreitung des Materials fördert den Wert des Produkt Placement zusätzlich. Und sie ist bereits gang und gäben, denn die Filme aus Hollywood & Co werden auch durch Produkt Placement Finanziert. Wenn James Bond etwas verwendet, das man normal erwerben kann, dann kann man davon ausgehen, das sich das der Hersteller sich das was hat Kosten lassen.

Fernsehsender dürfen also solche Filme senden, aber nicht nach diesem Verfahren selber Produkte herstellen. Das ist absolut lächerlich! Vermutlich sogar rechtswidrig, weil sie so gegenüber anderen Herstellern von audio-visuellem Material benachteiligt werden. Es ist doch absurd, das die ProSieben Sat1 Media AG eigene Sportsendungen als "Dauerwerbesendung" kennzeichnen müssen, nur im in den selbst veranstalteten Funsportevents wie der WOK-WM die in der Sportszene typischerweise verwendeten Werbebanden aufstellen zu dürfen. Das ist Lachhaft.

Bleibt zu klären ob man GEZ finanzierten Sendern das auch erlauben soll. Meiner Meinung nach nur, wenn nachweislich keine Gebührengelder, direkt oder indirekt in eine Sendung geflossen sind und diese durch ein Anderes Sendelogo kenntlich gemacht wird. Die Gründe hierfür sind, das die GEZ Sender typischerweise von älteren Menschen gesehen werden. Diese sind die jahrzehntelange Trennung von Programm und Werbung gewohnt, und würden unter Umständen unterschwellig beeinflusst ohne es zu merken. Auf der anderen Seite sollte man GEZ finanzierte Sender eine chance Einräumen, in eine zukunftssichere Form zu migrieren.

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