29 Juli 2009

Braunschweig, das Flashmob Piknik und die Beziehung zu Adolf Hitler

Wir alle haben uns als jugendliche auf öffentlichen Plätzen verabredet, um dann gemeinsam ins Kino zu gehen, das Freibad zu besuchen oder sonst was zu machen oder einfach nur abzuhängen. Die viele dieser Treffen waren offen, das heißt man man konnte auch Freunde mitbringen. Ob man das tat, lag an einem selbst.

Früher musste man dazu am Telefon oder bei einem Treffen die vorgesehene Aktion beschreiben, um den Freund in die Lage zu versetzen, sich zu entscheiden, ob er mitgehen will oder nicht. Aufgrund der Tatsache, das man diesen Freud erstmal direckt oder am Telefon antreffen musste war die Wahrscheinlichkeit das man einen oder mehrer Freunde eingeladen hat zu so einem offenen Treffen doch eher gering. Manchmal hat ein so eingeladener Freund auch noch jemand mitgebracht, aber das es mal mehr als zwanzig Leute wahren, das war sehr selten.

SMS, MMS, Twitter und E-Mail haben wegen ihrer Funktion zum Weiterleiten die Situation dahingehend vereinfacht, das das Weiterleiten eines Vorschlages sehr viel einfacher ist. Somit entscheiden sich potentiell mehr Menschen dafür einen solchen Vorschlag an eigene Freunde weiterzuleiten.

Untersucht man die Frage wie viele Leute sich zusammenfinden mathematisch, so bekommt man ein erstaunliches Ergebnis. Die Problemstellung ist Verwandt zu derjenigen der Akzeptanz neuer Technologien und der daraus resultierenden Arbeitsplätze. Bei geringer Attraktivität einer Idee treffen sich nur wenige Leute, wenn überhaupt jemand von außen dazu kommt. Es gibt aber einen sehr schmalen Grenzbereich, wo ein winziges bisschen mehr Coolness einer Idee eine horrende Menge an Leuten mobilisiert. Ob aus so einer Partie spontan ein großes Ereignis wie das Waldstock auf Sylt hervorgeht liegt also daran wie genau eine Idee zufällig den Nerv der Zeit trifft und ist für die Erzeuger einer Idee selbst nicht abschätzbar.

Aus Mangel an Wissen über zufällige Prozesse nehmen Behördenvertreter an, es gebe einen Zentralen Organisator, welcher so ein "Flash Mob" Event promotet und das Management übernimmt. Diesen Anahme stütz sich auf die bisherige Lebenserfahrung, nach der eine große Zahl von Menschen, wenn es sich nicht gerade um politische Wirren handelt, nicht ohne Marketing zu mobilisieren sind. Aber das ist in der Zeit der digitalen Kommunikation wie gesagt nicht mehr der Fall, es reicht eine zündende Idee und die mathematischen Eigenschaften der Potenzierung.

Das solche Situationen eine Herausforderung sind und Arbeit für die Ordnungshüter mit sich bringt, ist klar. Aber gleich aus Panik zu vergessen das wir in einem demokratischen Gemeinwesen leben und sich aufzuführen wie speichelleckende Schergen eines dahergelaufenen Südseepotentaten, das geht nun wirklich nicht. So äußerte sich das Ordnungsamt in Braunschweig dahingehend, dass "Der öffentliche Raum in Braunschweig dient ausschließlich dem Verkehr, also dem Transfer von Wohnung a zu Wohnung b, von Wohnung a zu Geschäft b oder von Geschäft a zu Geschäft b. ... Auch die Anmeldung einer Demonstration ähnlich wie bei der Love Parade wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am 8.8. keine Aussicht auf Erfolg haben, weil eine Demonstration mit Picknick (schriftliches Zitat Paschen) 'eine nicht genehmigungsfähige Sondernutzung' darstellt." Geht's wirklich noch? Also ich kenne kein Gesetz, das den Verzehr einer mitgebrachten Mahlzeit in der Öffentlichkeit verbietet. Das ich damit richtig liege, beweist die Tatsache, daß das Freiburger Alkoholverbot vom Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg kassiert wurde. Was eine abstruse Rechtsauffassung in Braunschweiger Amtsstuben.

Ob die sich mit der Aktion gegen ein potentielles Piknik eine gefallen getan haben, wird sich noch Zeigen. Eine Idee, ein Photo oder eine Aussage die im Internet zirkuliert verbieten zu wollen, ist bislang noch immer nach hinten losgegangen. Weil andere aus politischen oder sonstigen Gründen sich dazu äußern, wird eine Tatsache nur noch viel mehr Menschen bekannt. Als erste musste das Barbara Streisand lernen, die damit unfreiwillig Namenspatronin des Streisand Effekts wurde. Für Menschen die nichts mit Computern zu tun haben, das ist einfach so, als wollte man ein Gerücht per einstweiliger Verfügung verbieten.

Mus man jetzt wie die Terrormullas im Iran SMS, MMS und ähnliches abschalten, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen? Mitnichten. Wenn auch nur jeder hundertste irgend einen Aufruf ins Internet stellt, dann kommen auch alle Menschen über das Internet eine Freizeitgestaltung suchen, im statistischen Mittel nicht mehr als die Jugendlichen aus 3 Schulklassen zusammen. Das Problem ist also eher ein Übergangsproblem.

Aber es geht ja noch weiter. Die Braunschweiger Gemeindeverwaltung ist generell irgenwie ziemlich schräg drauf. Erst sorgen sie vor 77 Jahren dafür, das Adolf Hitler deutscher wird, und holen damit den braunen Ungeist in die deutsche Politikspähre. Und jetzt? Jetzt suchen sie nach Wegen, dafür zu sorgen, das Adolf Hitler postum seine deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt wird, so als ob davon die vielen Millionen Opfer der Gewaltherrschaft von Adolf Hitler wieder lebendig würden. Wirklich absurd das Ganze! Ob das alles daran liegt, das "Braunschweig" nun mal "Braun" enthält?

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